Elfie Semotan

Contradiction
8. Jun 2019 – 9. Jul 2019
o.T., New York, 2003, a.d.S. TV-Story, Motiv für i-D Magazine © Elfie Semotan . Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln
o.T., Wien, 1997, a.d.S. Inspiriert von Lucian Freud, Motiv für Wittmann Möbel © Elfie Semotan
o.T., New York, 2003, a.d.S. Inspiriert von Roy Lichtenstein, Motiv für Vogue Gioiello © Elfie Semotan . Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker

„Heute hört man mir zu, weil ich etwas zu sagen habe. Früher hat man mir zugehört, weil man mich gern angeschaut hat.“ (Elfie Semotan)

„Trau dich doch.“ So lautete der provokante Werbespruch der österreichischen Marke Palmers, die die Models in reizvollen schwarzen Dessous auf Plakaten in Szene setzte – in den späten 1970er-Jahren noch ein Skandal. Erst allmählich wurden Konventionen mit spielerischer Experimentierfreude hinterfragt. Die Bilder der österreichischen Fotografin Elfie Semotan zeugen von einem damals neuen hedonistischen Zeitgeist und bestechen bis heute durch ihre kühle Eleganz, unperfekte Schönheit und ihren diskret erotischen Subtext. Oft zeigen sie mehr als nur das Dargestellte und lassen durch intelligent zitierte Bezüge zu ikonischen Werken der Kunstgeschichte die Grenze zwischen Kunst und Kommerz verschwimmen.

o.T., inspiriert von einem Porträt von Peggy Guggenheim, Wien, 2018, a.d.S. Americana, Motiv für Out of Order Magazine © Elfie Semotan
Louise Bourgeois, New York, 1998 © Elfie Semotan . Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln

Semotans Karriere begann zunächst als Fotomodell in Paris. Ihr damaliger Lebensgefährte, der kanadische Fotograf John Cook, führte sie Ende der 1960er-Jahre zur Fotografie und weckte ihre Leidenschaft für die Arbeit hinter der Kamera. Vor allem war es die Kunst des fotografischen Storytellings, das sie sich aneignete: Bilder, die wie Filmstills wirken, Personen- und Bildkompositionen, die stets eine Geschichte jenseits des Abgebildeten erzählen. Dieses Prinzip führte sie in einer langjährigen Kampagne für das österreichische Mineralwasserunternehmen Römerquelle fort, in der sie Variationen einer Ménage-à-trois durchspielte. Ihre Werbefotografien und ihre Porträts von prominenten Personen aus Kunst, Film und Theater wie Louise Bourgeois, Willem Dafoe, Elfriede Jelinek, Milla Jovovich, Maria Lassnig, Martin Kippenberger, Udo Kier, Jonathan Meese oder Daniel Richter und nicht zuletzt ihre exklusive Zusammenarbeit und Freundschaft mit Helmut Lang machten die Fotografin weltbekannt.

Während der Modeschöpfer durch sein minimalistisches Design für die internationale Mode stilprägend war, schuf Elfie Semotan mit ihren freizügigen Werbe- und Modefotografien für Helmut Lang sowie für internationale Magazine wie Elle, Harper’s Bazaar, Interview, The New Yorker oder Vogue eine neue fotografische Ästhetik. Wie ihre deutschen Zeitgenossinnen wie Barbara Klemm, Herlinde Koelbl oder Sibylle Bergemann hat die Österreicherin Elfie Semotan die Freiräume in der Fotografie genutzt und dieses Medium, das wie die meisten künstlerischen Disziplinen lange Zeit ausschließlich von Männern besetzt war, für sich erobert und ihre eigene weibliche Perspektive durchgesetzt.

C/O Berlin würdigt Elfie Semotan erstmalig außerhalb Österreichs mit einer umfangreichen Ausstellung und stellt einen Querschnitt durch das vielfältige Schaffen der Fotografin vor. Eine Publikation wird die Schau begleiten.

o.T., inspiriert von Diane Arbus, Wien, 2018, a.d.S. Americana, Motiv für Out of Order Magazine © Elfie Semotan . Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln
Biografie

Elfie Semotan
(*1941 in Wels, Österreich) absolvierte eine Ausbildung an der Modeschule Hetzendorf in Wien und begann ihre Karriere als Model in Paris. 1969 ging sie nach Wien zurück und arbeitete als Mode-, Werbe- und Porträtfotografin, u.a. für Magazine, wie Elle, Esquire, Harper‘s Bazaar, Marie Claire, The New Yorker und Vogue. Ihre Zusammenarbeit mit dem Modemacher Helmut Lang von 1986–2004 und ihre Kampagnen für Römerquelle oder Palmers machten sie international bekannt. Elfie Semotan war mit den Künstlern Kurt Kocherscheidt (1943-1992) sowie Martin Kippenberger (1953- 1997) verheiratet; wechselseitig beeinflussten und befruchteten sich Kippenberger und Semotan stark während ihrer Ehe. Die Werkreihe Das Floß der Medusa (1996) steht beispielhaft für die gegenseitige Zusammenarbeit. 2011 wurde sie mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Elfie Semotan lebt und arbeitet in New York, Wien und Jennersdorf.