Hans Hansen

Still Life
13. Jul 2017 – 10. Sep 2017
o. T. (Selbstporträt), 2002, freie Arbeit © Hans Hansen
© David von Becker
© David von Becker

Ein VW Golf, Baujahr 1988, fein säuberlich und in knapp 7.000 Einzelteile zerlegt, grafisch arrangierte Glasblöcke, der Schattenriss einer Blüte oder die Aufnahme einer japanischen Holzmaske – Hans Hansens Blick auf die Dinge ist stark reduziert, linear und gleichzeitig voller Energie. Industriell hergestellte Produkte, natürliche Dinge und handwerkliche Gebrauchsgegenstände behandelt er stets mit der gleichen Präzision und Hingabe. Technische Genauigkeit und grafischer Minimalismus verleihen den Objekten ein visuelles Leben. Kaum ein anderer Fotograf seines Metiers hat unsere Wahrnehmung der alltäglichen Dingwelt seit den 1960er-Jahren so entscheidend geprägt wie Hans Hansen.

Hansen setzte als einer der ersten Fotografen neue ästhetische Standards in freier wie angewandter Fotografie und schafft es bis heute, beide Felder gleichberechtigt miteinander zu verbinden. 1968 lichtete er einen zerlegten Käfer für die bekannte Volkswagen-Kampagne der New Yorker Agentur Doyle Dane Bernbach ab und setzte dieses Projekt Ende der 1980er-Jahre nochmals mit einem Golf im Auftrag von VW um. Mit dieser Arbeit erlangte er internationale Anerkennung und verknüpfte erstmals Werbefotografie mit bildender Kunst und Design. Hans Hansen lichtet vorzugsweise „unbelebte“ Dinge ab. Seine Bildgegenstände sind stets radikal isoliert und perfekt ausgeleuchtet – das ist bei Hansen Programm. Unabhängig davon, ob er Produkte für Porsche, Erco oder Vitra fotografiert, immer ordnet, strukturiert und vergleicht er minutiös die Form, die Farben und das Material der Objekte. Darüber hinaus werden seine Aufnahmen häufig fotografisch im Positiv-Negativ-Verfahren entwickelt.

© David von Becker
© David von Becker

Die kontinuierliche Beschäftigung mit Materialien wie Glas und Wasser führte neben Auftragsarbeiten für Tapio Wirkkala zu der Fotosequenz Glaswasser, in der er die beiden organischen Stoffe bildnerisch in Beziehung setzt. Hansens Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Haaren, Köperfalten und Trägerschnecken ebenso wie seine Farbfotografien von Gemüse, Früchten oder Pflanzenmodellen visualisieren seine Faszination für die Stofflichkeit der einzelnen Objekte. Hans Hansens typisch minimalistische Licht-Dramaturgie, aus denen er oft grafische Gebilde formt und eigenwillige Architekturen entstehen lässt, zeichnet sein künstlerisches Vorgehen aus. Während er seine Auftragsarbeiten dezidiert im Bereich der angewandten Fotografie ansiedelt, widmet er sich seit einigen Jahren verstärkt der freien Studiofotografie und bezeichnet diese gern als Experimentierfeld und kreativen Spielraum. Ein Spiel mit Form und Licht, in dem er die Naturobjekte und menschlichen Artefakte hervortreten lässt.

Mit der Ausstellung Hans Hansen . Still Life widmet C/O Berlin dem vielfältigen Schaffen des deutschen Fotografen eine Werkschau, die sich sowohl mit seinen freien als auch mit angewandten Arbeiten auseinandersetzt. Die Auswahl gibt Einblick in die stoffliche, materielle und sinnliche Qualität seiner Objekte, aber auch in die gestalterische sowie technische Bildproduktion und führt durch die Sichtweisen der Sachfotografie von industriellen, handwerklichen wie natürlichen Gegenständen.

Die Ausstellung wurde von Felix Hoffmann und Hendrik Schwantes kuratiert. Begleitend erscheint eine Publikation bei Spector Books, Leipzig, mit Texten von Hartmut Böhme, Hannes Böhringer, Falk Haberkorn, Axel Kufus, Juhani Pallasmaa und Anna Voswinckel.

© David von Becker
Biografie

Hans Hansen
1940 in Bielefeld geboren, studierte nach einer Lithografenlehre „angewandte Grafik“ an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Er ist fotografischer Autodidakt. Seit Anfang der 1960-Jahre ist er als selbstständiger Fotograf in Hamburg tätig und zählt namenhafte Firmen wie American Express, Audi, Bulthaup, Daimler Benz, Dibbern, Erco, Kodak, Lufthansa, Siemens, Vitra und VW u. a. zu seinen Auftraggebern. Daneben erscheinen seine Aufnahmen in renommierten deutschen und internationalen Zeitschriften, Fach-Zeitschriften und Magazinen, wie GEO Magazin, Greenpeace Magazin, Mare, Stern, Süddeutsche Zeitung Magazin und Zeitmagazin.