James Nachtwey

War Photographer
22. Nov 2003 – 28. Mär 2004
© Jirka Jansch
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Der Kopf eines jungen Hutu im Profil. Tiefe Narben durchziehen das Gesicht und den Schädel. Gezeichnet von Macheten. Sein Mund ist wie zu einem stummen Schrei halb geöffnet. Der junge Mann hatte sich geweigert, an den Tutsi-Massakern in Ruanda teilzunehmen. Durch Machetenhiebe wurde er von den eigenen Stammesgenossen verstümmelt. Diese Fotografie von James Nachtwey ist eines der bekanntesten Kriegsbilder und wurde 1994 als World Press Photo ausgezeichnet. Ruanda, Afghanistan, Bosnien, Nordirland, Rumänien, Somalia, Tschetschenien – seit über 20 Jahren fotografiert James Nachtwey in den Krisengebieten der Welt und zählt zu den einflußreichsten und meistpublizierten Fotografen, die Kriege, Notstände und ihre Folgen dokumentieren. Seine Bilder visualisieren die Hinterhöfe der Macht und reduzieren das anonyme Grauen zu Einzelschicksalen. Sie geben den abstrakten Krisen einprägende Gesichter, die plakativ humanitäre Hilfeleistungen einfordern. Trotz des dokumentarischen Anspruchs sind Nachtweys Fotos keine Schnappschüsse, sondern tragen die Spuren einer künstlerischen Bearbeitung. Das Gezeigte ist klar herausgearbeitet, technisch wie kompositorisch perfekt. Ästhetisch schöne Bilder. Kunstwerke, deren Inhalte jedoch erschreckend und abstossend sind. Hinschauen, wenn keiner mehr hinschauen will oder kann, den Blick nicht abwenden – Nachtweys Bilder reduzieren das anonyme Grauen zu Einzelschicksalen. Sie geben den abstrakten Krisen einprägende Gesichter, die plakativ humanitäre Hilfeleistungen einfordern. Nachtwey bezeichnet sich selbst als Anti-Kriegsfotograf und seine Fotografie als Instrument, um die  Öffentlichkeit zu sensibilisieren und ein soziales Bewußtsein zu schaffen: „Was ich festhalte wird Teil des ewigen Archivs unseres kollektiven Gedächnisses sein. Ich weiß, dass Fotos Verantwortliche zum Handeln zwingen können. Ohne die Bilder von Bürgerkrieg und Hunger in Somalia wäre niemand dort eingeschritten. Ohne die Fotos aus Bosnien wäre der Krieg vielleicht noch immer nicht beendet.“ Dabei thematisieren Nachtweys Bilder das generelle Problem der Kriegsfotografie: Der Fotograf bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Dokumentation und Ästhetisierung und profitiert vom Schrecken, den er so makelos zeigt.