Niina Vatanen

Beyond the Visible Surface
24. Jan 2015 – 8. Apr 2015
Ann-Christin Bertrand und Niina Vatanen © David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
© David von Becker
A Room a. d. S. Grey Diary, 2006-08 © Niina Vatanen
Full Moon a. d. S. Cloud Hunter‘s Eyes, 2013 © Niina Vatanen
Negative Positive a. d. S. Archival Studies / A Portrait of an Invisible Woman, 2014 © Niina Vatanen
29 Days a. d. S. Green Diary, 2006-08 © Niina Vatanen
Chemical Coincidence a. d. S. Archival Studies / A Portrait of an Invisible Woman, 2014 © Niina Vatanen
Cloud Hunter a. d. S. Cloud Hunter‘s Eyes, 2013 © Niina Vatanen
Collector a. d. S. Room's Memory, 2010 © Niina Vatanen
Composition Studies (Circle) a. d. S. Archival Studies / A Portrait of an Invisible Woman, 2014 © Niina Vatanen
Composition Studies (Focus) a. d. S. Archival Studies / A Portrait of an Invisible Woman, 2014 © Niina Vatanen
Composition Studies (Lines) a. d. S. Archival Studies / A Portrait of an Invisible Woman, 2014 © Niina Vatanen
Shelter a. d. S. Grey Diary, 2006-08 © Niina Vatanen
Tête-à-Tête a. d. S. Cloud Hunter‘s Eyes, 2013 © Niina Vatanen
Scene a. d. S. Cloud Hunter‘s Eyes, 2013 © Niina Vatanen

„Ich kann der Fotografie nicht auf den Grund kommen, sie nicht durchdringen. Nur meinen Blick vermag ich, über ihre stille Oberfläche schweifen zu lassen.“ Roland Barthes

Beim Betrachten von Fotografien bleibt der Blick des Betrachters meist stark am Inhalt haften – an der vermeintlich exakten Aufzeichnung und Verortung einer vergangenen Realität. Das fotografische Abbild gilt als authentische Spur und Kontaktabzug von Wirklichkeit. Mit der Konzentration auf das Dargestellte jedoch dringt der Betrachter paradoxerweise nicht tiefer in die Bedeutung des Bildes ein, sondern prallt an dessen Oberfläche ab – er sieht das Foto vor lauter Abbild nicht. Erst mit einem gewissen Abstand wird somit der ambivalente Charakter der Fotografie sichtbar. Die finnische Künstlerin Niina Vatanen stellt in ihren Arbeiten mit einfachen, spielerischen Interventionen bewusst die notwendige Distanz her und lenkt den Blick direkt auf die fotografische Oberfläche, um den Akt des Sehens als inhärenten Teil der Fotografie herauszustellen.

Dieses Wechselspiel der Wahrnehmung zwischen Sichtbarem und Nicht-Sichtbarem gleichermaßen, zwischen Oberfläche und Dahinterliegendem thematisiert Niina Vatanen und nutzt es als künstlerisches Mittel, um Spuren von Erinnerung an Vergangenes, Gefühle und Stimmungen einzufangen. So untersucht die Künstlerin hier besonders das Potential von verborgenen oder unbestimmten Bildern, den Leerstellen zwischen den Dingen. Denn in das Gesehene oder Geahnte interpretiert der Betrachter immer seine persönliche und sensorische Erfahrung, sucht vermeintliche Wahrheiten und Sinnhaftes und entdeckt Bedeutungen und Muster, die gar nicht vorhanden sind. Unbewusst fügt er seinen imaginären Kontext hinzu – bestehend aus eigenen Erinnerungen, bereits Gesehenem und Illusionen. Auf diese Weise schafft Niina Vatanen eine komplexe Auseinandersetzung mit wesentlichen Aspekten der Fotografie wie Materialität, Sichtbarkeit, Erinnerung und Imagination. In ihren Werken ist Fotografie nicht Abbild, sondern autonomes Bild.

 

Erstmals in Berlin präsentiert C/O Berlin eine umfassende Ausstellung des Gesamtwerks von Niina Vatanen. Die Ausstellung wurde von Ann-Christin Bertrand kuratiert.

Niina Vatanen . Beyond the Visible Surface bildet den Auftakt der neuen Ausstellungsreihe Thinking about Photography. Mit dieser Reihe schafft C/O Berlin ein für Berlin vollkommen neues Format und legt bewusst den Fokus auf neue Tendenzen der zeitgenössischen Fotografie. Seit jeher war die Fotografie ein stark durch technische Entwicklungen beeinflusstes Medium, welches in der noch relativ jungen Fotografiegeschichte zu konstanter Weiterentwicklung und Veränderung des Mediums geführt hat. Seit der Digitalisierung ist die Fotografie aktuell erneut in einem Transitionsprozess begriffen, dessen Auswirkungen und Folgen erst langsam sichtbar werden und somit auf internationaler Experten- und Künstlerebene seit einigen Jahren intensiv diskutiert werden. Thinking about Photography gibt zukünftig mit bis zu drei Ausstellungen pro Jahr Anlass, über neue Tendenzen und künstlerische Entwicklungen innerhalb des Mediums Fotografie zu reflektieren. Neue Produktions-, Wahrnehmungs-, und Präsentationsformen werden dabei in den Fokus gerückt, um stärker auch die Zukunft des Mediums im Blick zu haben.