Rafał Milach
„Je mehr ich versuchte, Russland zu verstehen, umso mehr war ich verloren. Russland ist wie ein eigener Planet.“ Rafał Milch
Gala, Lena, Stas, Mira, Vasya, Sasha und Nastya leben in den Vororten von Moskau, Jekaterinenburg und Krasnojarsk. Die jungen Russen erinnern sich noch an Perestroika und Glasnost sowie an den Tag, als Boris Jelzin das Weiße Haus in Moskau mit Panzern stürmte. Als russische Truppen in Georgien einfallen, haben sie dafür Verständnis. Sie träumen von Baschkirien. Sie möchten frei sein und reisen ins Ausland, können es sich jedoch nicht leisten, eine eigene Wohnung zu kaufen. Sie sind stolz. Sie sind weder arm noch reich. Sie sind in der Phase des Übergangs steckengeblieben. In intimen Bildern porträtiert der polnische Fotograf Rafał Milach das Leben einer Generation, die gefangen ist zwischen der Mentalität des alten Sowjetregimes und dem neuen aufstrebenden Russland der Putin-Ära. Ob Familien, junge Frauen oder Transvestiten – mit ebenso zärtlichem wie neugierigem Blick präsentiert er sieben junge Menschen in ihrem Alltag.
Sechs Jahre lang hat Rafał Milach seine Protagonisten besucht und gibt nicht nur Einblick in teils triste, teils schöne private Räume und öffentliche Orte. Vielmehr dokumentiert er behutsam die Seelenlage des aktuellen Russlands – zerrissen zwischen der Sehnsucht nach dem Gemeinschaftssinn alter Zeiten, dem modernen Turbokapitalismus und der Überforderung durch neue Freiheiten. Seine visuelle Reise zeigt ein Russland jenseits alt bekannter Stereotypen wie Armut, Alkoholmissbrauch oder dem obszönen Zurschaustellen von Reichtum. Rafał Milachs Protagonisten sind durchschnittliche Bürger, die trotz des befremdlich-rauen Umfelds mit ihren Bedürfnissen, Erlebnissen und Gedanken erstaunlich vertraut wirken. C/O Berlin präsentiert erstmals in Deutschland die Werkserie „7 Rooms“ mit 58 Farbfotografien von Rafał Milach. Zur Ausstellung ist im Kehrer Verlag eine Publikation mit Texten von Svietlana Alexievich erschienen.