Unser Haus
Großzüg geschnittene Zimmer, Anhäufung von Kunstgegenständen, biedermeierliches Mobiliar – die Arbeit von Anne Schumann gibt einen detailreichen Einblick in private Räume und längst vergangene Zeiten. Das sorgsam komponierte Interieur wirkt vertraut, Geruch und Haptik bekannt. Jedoch sind die Bilder menschenleer. Auf keinem der Fotografien sind die Bewohner dieser Villa in persona sichtbar. Wer hat hier gelebt? Welchen Interessen sind die Menschen hier nachgegangen? Wie sah ihr Alltag aus? Ist das tatsächlich das familiäre Umfeld von Anne Schumann oder Inszenierung und Fiktion?
Von Kleinigkeiten und Arrangements ausgehend versucht der Betrachter den technischen und handwerklichen Standard, Komfort, Stil, gesellschaftliche Stellung und Geschmack abzulesen und zu dekodieren – ohne Erfolg. Eine objektive Verortung und Einordnung läuft ins Leere, denn Anne Schumann hat gefundene, historisch zusammenhanglose Aufnahmen neu arrangiert und spielt so mit Erwartungen und Vorstellungen. Die Bilder werden zur Folie für die Welt des Betrachters. Für das, was er selbst einbringt und hineinliest. Erst durch seine subjektiven Vorstellungen und persönlichen Vorerfahrungen werden die Fotografien beseelt.