Mo, 10. Okt 2022, 19:00–21:00

Shorts

Queer Photo Film Club Screening
Film Screening
Filmstill from Memórias Reveladas by Quentin Worthington
Ort

Moviemento . Kottbusser Damm 22 . 10967 Berlin

Ticket

Freier Eintritt mit einem Ausstellungsticket für Queerness in Photography, ungeachtet der Tagesgültigkeit.

Tickets ggf. an der Abendkasse des Veranstaltungsortes. 
Frist come, first served.

Mit

Quentin Worthington . Regisseur von Memórias Reveladas

Cana Bilir-Meier .  Regisseurin von This Makes Me Want to Predict the Past

Moderation

Todd & Zoya.

Wie lassen sich die Distanz und die Nähe vermitteln, die wir angesichts von Archivmaterialien, insbesondere Fotografien, empfinden? Warum archivieren wir uns selbst und unsere Gemeinschaften? Was leisten diese Archive für uns, und was machen sie mit uns? 

In diesen fünf Kurzfilmen erkunden die Künstler:innen die mit visuellen Archivmaterialien verbundenen Möglichkeiten und Grenzen, indem sie diese zur Grundlage von Geschichten, Bedeutungen und Emotionen machen: 

Techno Gender: Pyramid Revealed By A Sandstorm      
2017, Raju Rage, 7 min
Die Audio-Video-Collage Techno Gender beschäftigt sich mithilfe von Selbstinjektion, Überwachung und Empfindung mit den emotionalen Auswirkungen von Hormonen auf den Körper. In einem Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Gesundheit, Politik und Kunst wird die Rolle von Hormonen bei der sozialen Festlegung von Geschlecht und Gender ebenso infrage gestellt wie die zugrunde liegenden binären Vorstellungen. Inspiriert von Testo Junkie von Paul B. Preciado, Online-Testimonials und Gesundheits-Basisinitiativen, fragt das Video danach, was es bedeutet, als Objekt/Subjekt ein rassifizierter und geschlechtlich festgelegter Körper zu sein.

Memórias Reveladas    
2019, Quentin Worthington, 23 min
Memórias Reveladas folgt mehreren Gründungsmitgliedern des Archivo De La Memoria Trans Argentina. Ausgangspunkt dieses Kollektivs von trans Frauen, die die argentinische Diktatur überlebt haben, war eine Facebook-Gruppe, in der die Beteiligten Fotos zusammentrugen. Die Praxis der Foto-Archivierung lernten sie mithilfe von professionellen Fotograf:innen und Archivar:innen, größtenteils queeren Verbündeten. Der Regisseur sieht diese Praxis als ein Instrument, das die gesamte Gemeinschaft stärkt und vielleicht sogar eine Art Utopie schafft.

Touching Feeling
2019, Aykan Safoğlu, 13 min
Ausgangspunkt der Freundschaft von Aykan Safoğlu und Nihad Nina Pušija war 2014 der Berliner basisdemokratische Kunstverein nGbK, in dem sich Pušija seit den 1990er Jahren als Kurator und Fotograf engagiert. Pušijas Aufnahmen zeigen das queere Leben in Kreuzberg und das Leben der Rom:nja im ehemaligen Jugoslawien und in deutschen Geflüchtetenunterkünften. Sie fangen das Alltägliche, aber auch Flucht und Migration ein. Pušijas Fotografien sind Grundlage des Films, den Safoğlu auf dem schwarzen Bildschirm entstehen lässt. Aus Kratzern auf der Oberfläche der Bilder werden Konturen und Fragmente, die Safoğlus Reflexionen befeuern: über seine Rolle als Beobachter, die trotzige Schönheit des Alltags und den furchtbaren Bruch, zu dem der Krieg und die Verheerungen der 1990er auf dem Balkan führten. 

This Makes Me Want to Predict the Past 
2019, Cana Bilir-Meier, 16 min
Zwei Personen durchstreifen eine Mall und albern herum. Es ist ein gewöhnlicher Tag und die Szene könnte überall spielen. Doch durch das Datum auf einer Gedenkplakette wird klar: Wir befinden uns im Olympia-Einkaufszentrum München, wo am 22. Juli 2016 bei einem rassistischen Anschlag neun Menschen ermordet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Die zu sehenden Fotos – wie so oft bei Bilir-Meier aus ihrem Familienarchiv entnommen – zeigen Szenen aus Düşler Ülkesi (Land der Träume), einem Theaterstück, das Bilir-Meiers Mutter mit auf die Beine gestellt hat und dessen Premiere 1982 wegen einer Bombendrohung verschoben wurde.

She Was a Full Body Speaker    
2016, Evan Ifekoya, 18 min
Der Kurzfilm verbindet Found-Footage-Material aus dem Archiv von Videokünstler:in Evan Ifekoya mit Material der Liverpooler Filmemacherin Sandi Hughes (Rewind/Fast Forward). Durch die Beschäftigung mit ehemaligen, gegenwärtigen und erst noch kommenden Stätten der Geselligkeit werden Kreisläufe von Trauma, Trauer und Feiern ausgelotet. 

Quentin Worthington ist Regisseur und Produzent und wurde in Straßburg, Frankreich, geboren und lebt derzeit zwischen Paris und Marseille. Inspiriert von filmischen Arbeiten, die die Übermittlung von LGBTQI+ His/Herstory hervorheben, dokumentieren Quentins Arbeiten vergangene, gegenwärtige und zukünftige gemeinsame Erfahrungen, um ein LGBTQIA+ Gedächtnis zu schaffen.

Cana Bilir-Meier ist Künstlerin, Filmemacherin und Kunstpädagogin. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien, Kunstpädagogik und bildende Kunst, an der Schule für unabhängigen Film Friedl Kubelka in Wien sowie an der Sabancı-Universität in Istanbul. Die filmischen und filmisch-performativen Arbeiten von Bilir-Meier bewegen sich an den Schnittstellen von Archivarbeit, Textproduktion, historischen Recherchen und zeitgenössischer Medienreflexivität oder auch -archäologie.

Teil der Veranstaltungsreihe Utopia/Dystopia, kuratiert von Todd & Zoya. für C/O Berlin im Rahmen der Ausstellung Queerness in Photography.

Ermöglicht durch