This is Willem

Talents 29 . Willem Popelier / Katja Müller-Helle
15. Sep 2012 – 4. Dez 2012
a.d.S. Your Weekly Address (Detail) © Willem Popelier

Kurz nach der Tötung Osama bin Ladens im Mai 2011 berichten weltweit unterschiedliche Fernsehsender in ihren Nachrichten nicht vom Tod Osamas, sondern vom Tod Obamas. Im Wortdreher wird der Friedensnobelpreisträger und amerikanische Präsident für tot erklärt. Ein einziger Buchstabe genügt, um die Identitäten einfach in ihr Gegenteil zu verkehren – und dies in genau jenem Medium, welches für viele Menschen nach wie vor vielleicht am meisten für Authentizität und Wahrheit steht. Eigenartigerweise scheinen vor allem Katastrophen und traumatische Ereignisse dazu prädestiniert, die Mechanismen medialer Berichterstattung offenzulegen, und die Funktionsweisen und Strukturen des medialen Einsatzes von Fotografie zu untersuchen.

Willem Popelier beschäftigt sich nicht mit den Ereignissen selbst, sondern mit ihren Urhebern, jenen Personen, die diese mitverantworten, ihnen zum Opfer gefallen sind oder in irgendeiner Verbindung mit ihnen stehen. Sein künstlerisches Vorgehen leistet dabei nahezu archäologische Funktion. Diese legt genau jene Mechanismen frei, die Bilder in einer omnipräsenten medialen Wirklichkeit leisten. In das Wechselverhältnis von Personen, die weltpolitisch agieren, integriert Popelier unvermittelt seine eigene Person – „This is Willem Popelier“. Er erforscht und analysiert so die fotografischen Repräsentationsweisen von Identität, ob im familieneigenen Fotoalbum, in den wöchentlichen Ansprachen des amerikanischen Präsidenten oder in der weltweiten Verbreitung und Konstruktion des Bildes von Osama bin Laden nach dessen Tötung. Wie und aus welchem Grund wird Identität mit Hilfe der Fotografie inszeniert und kombiniert, welche Rolle spielt dabei die Art und Weise der Verbreitung der Bilder, z. B. durch Medien wie Internet, Fernsehen oder Printmedien? Wie leicht sich Identitäten verändern lassen – auch wenn es sich nur um einen Versprecher handelt – wird dabei nicht nur bei der Kombination von Osama/Obama überdeutlich.

C/O Berlin zeigt fünf ausgewählte Serien aus dem Gesamtwerk Willem Popeliers: This is me & This is me, Rejected Identities, Osama Papers, Obscured Classified Document, Your Weekly Address.